… Ihr Plan war etwas verwor-ren und unausgegoren. Sie wusste nur, dass sie unbe-dingt vor Melinda in Klaus` Wohnung sein wollte. Sie musste irgendwie mitkriegen, was diese genau vorhatte und wie weit sie gehen würde um ihr Vorhaben zu ver-wirklichen. Das Warum und Wieso von Gittas Plan musste sich erst noch herauskristallisieren; nur in einem war sie sicher: Die Hauptrolle in Melindas Story, wie auch immer diese aussehen mochte, spielte niemand anderer als Klaus. Der Türsummer des Mehrfamilienhauses er-tönte und sie öffnete die Tür. Klaus Wohnung lag gleich im Erdgeschoß und er stand schon da. Überraschung malte sich auf seinem Gesicht ab, als er Gitta erkannte. „Hi,“ preßte sie mit roten Wangen heraus, „i war grad zufällig in dr Gegend ond hab mr denkt, i schau vorbei. I hab gmeint Karena sei bei dir, wo i nämlich bei ihr an-grufa hab, war se net dahoim.“ Klaus stand immer noch sprachlos im Türrahmen deshalb fuhr Gitta stockend fort. „Äh, mei Zug ... äh ... der nach Heidenheim, der fährt ersch in ra halba Stond.“ Endlich erwachte Klaus aus sei-ner Starre und sagte höflich: „Komm rei; du kannsch gern bei mir a Weile warta. Allerdings isch Karena net bei mir. Se will mi aber heut abend no anrufa.“ Gitta zwang sich forsch an Klaus vorbeizugehen. Er wies ihr den Weg in ein modern eingerichtetes Wohnzimmer und sie ließ sich in einen tiefen Sessel fallen, sprang aber gleich wie-der auf. „Wo isch denn hier s Badezimmer?“ fragte sie und ihre Farbe auf den Wangen wurde, wenn möglich, noch intensiver. Klaus zeigte es ihr und als sie wieder erschien, hatte er ihr ein Gläschen mit Kirschlikör auf den Tisch gestellt. „Soweit i weiß, trinksch du des ganz gern.“ Noch während er sich auch ein Glas einschenkte klingelte es an der Haustüre. Klaus stellte Glas und Fla-sche ab und betätigte diesmal erst einmal die Sprechan-lage. „Hi, hier isch Melinda. Mr warad doch verabredet; weisch nimmer?“ In Klaus Gesicht wechselten die Emoti-onen. Zuerst Überraschung, die Gitta als echt und nicht gespielt ansah, dann ziemliche Ratlosigkeit und schließ-lich stand ihm das Fragezeichen regelrecht auf die Stirn geschrieben als er seinen Blick zu Gitta wandern ließ. Diese sprang auf, legte verschwörerisch den Finger auf die Lippen und verschwand im Badezimmer. Klaus schüttelte verwundert den Kopf, ging aber auf das ihm unverständliche Spiel ein. Bald darauf ertönte der Tür-summer und wenig später hörte Gitta …
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