… er gesund zuhaus angekommen war. Prompt setzte sie ihren Entschluß in die Tat um. Hinter dem Haus angekommen, ergab sich allerdings ein rein technisches Problem: das Schlafzim-merfenster lag genau so hoch, daß Karena auf Zehenspit-zen ihre Nase gegen den Rahmen drücken konnte, aller-dings hoch genug, so dass sie absolut null Aussicht ins Innere des Raums hatte. Sie lehnte sich resigniert gegen die kalte Hauswand und trat wütend mit dem Fuß gegen einen dunklen Umriß, der sich ganz unvermittelt als ihre Rettung erwieß: die große schwarze Mülltonne! Karena wurstelte und schaffte, bis das Riesending direkt unter Klaus` Fenster stand. Geräuschlos war dies natürlich nicht vonstatten gegangen, aber sie hatte sich bemüht, so leise wie möglich zu sein. Als der Gewaltakt vollführt war, stand sie allerdings wieder ziemlich ratlos vor der Tonne, denn es war ihr unklar, wie sie hinaufkommen sollte. Da! Der rettende Anker bzw. Eimer ... ein leerer Eimer! Kur-zerhand stellte sie diesen wie eine Stufe vor die Tonne und schaffte es, was nach ihren ca. 5 Wodkas gar nicht leicht war, tatsächlich ein Knie auf den Deckel der Tonne zu bekommen. Endlich kniete sie auf ihrem Aussichts-turm und versuchte verzweifelt in das dunkle Schlaf-zimmer zu spähen. Irgendwie spiegelte sich der Mond in der Scheibe und Karena mußte, um etwas sehen zu kön-nen, die Arme heben und die Augen mit den Händen beschatten. Das hätte sie besser gelassen. Durch die Be-wegung kam sie ins Wackeln und ihr Untersatz begann sich wie der schiefe Turm von Pisa zu neigen – nur dass der Turm im Gegensatz zur Tonne standhaft geblieben war. Durch die Schwerkraft, das Gewicht und irgendwel-che für Blondinen zu komplizierte physikalische Bedin-gungen, stürzte Karena schneller als die Tonne. Beim Versuch, auf den Füßen zu landen, trat sie in den inzwi-schen umgekippten Eimer und fiel auf den Rücken wie ein Maikäfer. Das Müllbehältnis landete mit lautem Krach auf ihr und zum Abschluß ging der Deckel auf, schlug auf Karenas Nase und der appetitliche Inhalt er-goß sich über ihre Schultern. Zu allem Überfluß wurde sie auch noch in plötzliches Flutlicht gehüllt und eine sich überschlagende Männerstimme brüllte: „Halt, wer da?!!!“ Der ganze Radau hatte zwar nicht Klaus, aber den Nach-barn auf den Plan gerufen, welcher nun, mit einer enor-men Taschenlampe fuchtelnd, über dem Zaun lehnte. Karena war mit einem Schlag wieder nüchtern. Was für eine Blamage …
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