Auffallend rasch schoss seiner verschlafenen Figur Leben ein, als er das Exponat erspähte, das zuvor noch nicht da war. Es begann ihm nach Skandal zu riechen.
Für Fälle zur Verhinderung von Art-napping war er ja ausgiebig trainiert worden, aber Art-smuggling-in war ihm fremd und deshalb in höchstem Maße anrüchig.
Quallenartig drängte er sich zwischen uns durch und zuckte dabei mit den Armen aus den Schultergelenken, die Pupillen stark geweitet. Was er da sah, musste er sofort an oberster Stelle berichten. Dann kam er schon angekeucht mit dem Museumsdirektor.
Die beiden amerikanischen Damen ergingen sich in einem "wonderful" nach dem anderen, aus Georgs Kamera ging ein Blitzlicht-Gewitter auf John´s Baum nieder. Die Amerikanerinnen monokelten sich - noch immer in Verzückung - ganz nahe heran "Oh - John R. never heard before !", was Pipi und ich mit einem gelassenen"Young talent" quittierten.
Nun kam es, schrittweise verfolgbar, auch im Kopfe des Museumsdirektors zu einer Wende.
Hatte er vorerst ein "Frechheit" und "Polizei" vor sich hingezischelt, ließ er sich zusehends bereitwilliger von Georg interviewen.
Was er denn dazu meint, dass er als einziger Direktor der Welt einen John R. in seinem Hause ausgestellt hat...
Der gute Mann spürte langsam einen ungeheuren Aufwind in sein Dasein fahren - und plusterte sich auch bald auf mit wonniglichen Formulierungen wie : "Naja, heutzutage muss man halt einen sechsten Sinn für das Besondere haben - und auch ein gerüttelt Maß an Mut, der erste zu sein, der sich dazu offen bekennt "...
Wie es mit John weiterging ? Ein p.r. Agent, mehrere personal coaches , jede Menge Presse-Einschaltungen - und schon war er als Multitalent entdeckt und auch bald zur Symbolfigur für eine Reihe von Kunstrichtungen geworden.
Gemalt hat er auf Anraten seiner Öffentlichkeits-Manipulanten nur sehr wenig : Alle ein bis zwei Jahre einen andersfarbigen Baum, der jeweils auf Auktionen zur heiß erwarteten Sensation wurde. Der Wiedererkennenswert des Künstler ist doch das wichtigste Kriterium am Markt.
Somit konnte John fortan nur mehr Kraft aus der gegenseitigen Inspiration von Dichtung und Musik erfahren.
Nur manchmal bleibt er heute noch - Jahre danach - wehmütig vor dem leeren Platz an der Wand stehen, an dem dereinst der violette Baum zu sehen war.
Von Pipi bisweilen auf das einstige "product placement" angesprochen, antwortet er stets mit einem hochgeistigen, aber absolut nicht zum Thema passenden Aphorismus und kratzt weiterhin auf seiner Lieblingsgeige. …
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