Kochen ist wie fliegen … nur schöner.
Ein wirklich schickes Restaurant war angesagt
Schon der erste Eindruck war umwerfend. Das Interieur, dezent und unaufdringlich.
Farbkompositionen, die nur ein Innenarchitekt allererster Güte zustande bringt und die auf Hochglanz polierten Gläser in Kombination mit dem blitzenden Silberbesteck, raubten ihm fast den Atem.
Die Freundin von Irgendwo und Gottardo wurden von einem Ober empfangen und an das einzig freie Tischchen, mitten im Raum geleitet. Der Mann musste einfach genetisch mit Prinz Charles verwandt sein, denn diese Würde, diese Noblesse konnte nur blauem Blute entspringen. Gottardo und seine Begleiterin, in das Beste eingekleidet, was ihre Schränke hergaben, nahmen Platz.
Die nur aus der allerobersten Etage von Finanzwelt, lokaler Politik und Kunst bestehende Rundherum - Gesellschaft, registrierte die Neuankömmlinge teilnahmslos.
Gottardo ergriff wagemutig die Initiative und fragte die schwarz-weiße Telefonstange:
"Können sie uns irgend etwas deftiges empfehlen"? Mit einem Blick zu seinem Ober-Ober, der soviel aussagte wie: Huston, wir haben ein Problem, legte der Prinz mit einem Gesicht, das frisch mumifiziert zu sein schien, wortlos zwei, in Leder gebundene, Speisekarten auf den Tisch.
Zusammen gestalteten die zwei, eine mehrere Gänge umfassende Komposition exquisiter Speisen. Sehr wahrscheinlich dürfen hier nur Männer bezahlen, denn seine gute Freundin von irgendwo fragte: "Du Schatz, in meiner Karte stehen überhaupt keine Preise?!"
Jedoch in derjenigen von Gottardo schon, und wie… Er stellte sich bereits vor, wie sie ihm beim Bezahlen, unter dem Tisch durch, ein paar Scheine zustecken mußte.
Die ganze Speisenfolge hatte aus der Sicht des Koches bestimmt einen authentischen Geschmack, jedoch konnte Gottardo bei keiner einzigen Création erkennen, was es eigentlich war. Der Maître de Cuisine, war offensichtlich sehr einseitig in seine gestalterischen Fähigkeiten verliebt. Bestimmt wurde er von einer zehnköpfigen Brigade unterstützt, wenn er ein hauchdünn gehobeltes Scheibchen Kalbsniere, zu einem unvergesslichen, kulinarischen Erlebnis umfunktionierte. Oder einen grünen Spargel derart kunstvoll filetierte, daß Starchirurgen sofort ihren Beruf an den Nagel hängen. Jemand der aus drei Weizenkörner und sechzehn Hirsekörnern eine komplette Sättigungsbeilage zustande bringt, die jedes Gourmet Herz höher schlagen …
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