… dachte sie bei sich: „Sie sind alle durchweg sehr hübsche Mädchen, aber keine hat die strahlende Schönheit ihrer Mutter geerbt.“ Die Mädchen erreichten den Aton-Saal von der Innenseite des Palastes her, durch ein großes offenstehendes Tor. Man konnte ihn auch durch verschiedene Torbögen vom Garten aus erreichen, welche nur mit durchsichtigen Vorhängen verhängt waren. Als sie eintraten, wurde Nefer fast geblendet von der sie umgebenden Pracht. Der Aton-Saal machte seinem Namen alle Ehre. Die hohe Decke des Raumes war mit hunderten golden glänzender Sonnenscheiben verziert, deren Strahlen sich über die Kante an den Wänden fortsetzten und in Atons segnenden Händen endeten. Zwischen den Strahlen waren alle möglichen Familienmitglieder, doch vor allem immer wieder Echnaton und Nofretete abgebildet, wie sie Aton Opfer darbrachten und ihn ehrten. Die Säulen, welche die Decke trugen und die, die den Saal säumten, waren allesamt vergoldet und das Licht der Kerzen und Öllampen brach sich tausendfach in ihnen. In Nischen und auf kleinen Söllern waren Statuen aus Gold und Alabaster aufgestellt und überallbefanden sich flache Tischchen, mit wahren Bergen von Köstlichkeiten überladen. Um sie herum waren bequeme große Kissen verteilt und zwischen den schon anwesenden Gästen gingen Dienerinnen mit Schalen herum, die parfümiertes Wasser zum Reinigen der Hände enthielten. Nefer folgte etwas kleinlaut den Königstöchtern, die ganz in der Nähe der beiden Thronsessel an einem etwas längeren Tisch auf den einladende Kissen Platz nahmen. Ihr fiel ein, daß sie heute vor Aufregung kaum etwas gegessen hatte und ihr lief das Wasser im Mund zusammen, als einige Diener begannen, auch ihren Tisch mit Leckerbissen zu bestücken. Da gab es gebratene Tauben, gebackene Gänse, Rindfleisch – was ein seltenerer Genuß war – und jede Menge süßer Kuchen und in Honig eingelegter Früchte. Ungeduldig und hungrig schob Nefer Anchesenpaatons Hand beiseite, als diese sie vorsichtig stupfte. Erst als sie nicht nachgab und immer wieder den Ellbogen in Nefers Seite stieß, ließ diese den Blick von den Köstlichkeiten und schaute auf. Auf der Stelle war ihr der Appetit vergangen und ein seltsamer Knoten bildete sich in ihrem Hals – oder war es mehr die Herzgegend? Der junge Arzt Antef und sein Kollege Siamun hatten sich, von Nefer die in die Anbetung der köstlichen Speisen versunken gewesen war unbemerkt, mit Zustimmung von Meritaton an …
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