„Wie lang kommst jetzt scho zu uns, Juppi?“, unterbricht die Katrin.
„Lang schon, sechs, sieben Jahre...“
„Warum sagst dann net einfach, was'd mogst? Wenn'd einen Anzug brauchst, dann brauchst halt einen Anzug. I will net wissen, warum. Is doch so? Oder net?“
Der Juppi nickt, wird noch verlegener, aber seine Anspannung legt sich allmählich.
„Willst selber mit ihm sprechen?“
Der Juppi stiert in seinen leeren Krug. „Ich - ich weiß nicht recht. Kannst nicht du - ich meine, es wäre vielleicht besser...“
„Klar, Juppi, versteh scho. Bloß eins muß i jetzt doch wissen: Beerdigung oder Hochzeit?“
„Eigentlich eher Hochzeit...“
„Soso, Hochzeit. Daß mir aber hernach keine Klagen kommen, junger Mann.“ Sie fuchtelt ihm mit dem Zeigefinger vor der Nase herum.
„Ach, und Katrin, da ist noch was.“
Das Blut schießt ihm ins Gesicht. Sie blickt ihn erwartungsvoll an.
„Ich hab mein Geld vergessen. Kannst du... Morgen, bestimmt...“
„Scho wieder der Job weg?“
„Neinein, bloß heute. Katrin, bestimmt...“
Steht auf und sagt: „Juppi, was redst denn dann daher. Und jetzt muß i mi wieder um meine andern Gäst kümmern.“
In der Nacht schläft er kaum. Aufregung, Erwartung, Grüblereien halten ihn wach. Schneewittchen und er, er und Schneewittchen, toll und schrecklich zugleich. Er muß das klären. Morgen. Heute. Denn sonst kommt vielleicht jener Löwentraum wieder.
Am nächsten Morgen ab halb acht beobachtet er aus sicherer Entfernung den Personaleingang vom Dezi-Markt. In ihm kämpfen das Verlangen nach Schneewittchen und die Hoffnung, sie möge nicht mehr verfügbar sein. Später geht er sogar hinein, wagt sich vor bis zum Eulengesicht. Schneewittchen heiße Felicitas Nebbich, erfährt er, habe hier eine Lehre anfangen wollen, sei aber nur einmal erschienen. Mehr könne man ihm nicht sagen.
Lachen? Weinen? Sich ärgern? Die Feuchtigkeit von oben nicht beachtend, flaniert der Juppi durchs Städtchen, hört frierend einem frierenden Straßenmusikanten zu und spendiert ihm eine Mark. Er hat getan, was seine Redlichkeit von ihm verlangt hat. Jetzt ist er wirklich frei. Doch plötzlich überfällt ihn die Angst vor der eigenen Courage. Werden mich die Leute dort auch nicht auslachen? Die sehen doch gleich, was ich für einer bin. Weil, meine Hände, die sind rauh wie Schmirgelpapier. Und die schwarzen Ränder unter den Nägeln. Aber zurück, das geht nun auch nicht mehr. Der Anzug, die Andeutungen, die Zigarre gestern abend, irgendwann wird er das der Katrin erklären müssen. …
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