Da wird ihm die Nase feucht. Er fühlt ein Rinnen in ihr, ein sich Sammeln. Ein Tröpfchen entsteht, schwillt an zum Tropfen, an dem die Schwerkraft zerrt wie an allem Lebendigen. Die Löffelbewegungen werden langsamer. Schließlich legt er ihn ganz weg, wirft ihn geradezu neben den Teller, fährt in die Hosentasche. Links, rechts. Die Scheine, Feuerzeug, ein alter Kassenzettel... Er patscht auf der Jacke herum. Nirgends ein Taschentuch. Panik überkommt ihn, preßt ihm das Blut in den Kopf. Heiß wird ihm, immer heißer. Er springt auf, sein Stuhl kippelt bedenklich. Das vieldeutige Grinsen der Kellner. Er zwingt sich zur Ruhe, als er an ihnen vorbei auf die Tür mit der Aufschrift „Zu den Toiletten“ hastet.
Lange Gänge empfangen ihn, ein Zigarettenautomat, viele Türen, Treppen nach oben, nach unten. Der Goldene Löwe ist ein großes Haus. Er zerstört den Tropfen mit der Hand, aber hochziehen wie zu Hause, nein, man wird ihn noch hören, man wird denken, wo haben sie denn den losgelassen. Küche, liest er, Privat, Privat... Wo ist dieses verdammte Örtchen?
Da öffnet sich ächzend eine der Türen. Straßenlärm dringt herein. Eine junge Frau, die vielleicht jetzt ihren Küchendienst antritt. Der Juppi stutzt, stockt, glotzt sie an wie eine Marienerscheinung.
Die Frau kapiert sofort. "Sie müssen einen Stock tiefer", sagt sie freundlich und deutet auf den dicken Pfeil nach unten.
Doch der kümmert den Juppi plötzlich nicht mehr. Seine Augen werden groß und größer. Sie trägt jetzt zwar einen Bubikopf, aber nachtschwarz ist er immer noch, er ist sich ganz sicher. Schließlich hat er seit damals immer wieder in der Erinnerung an die stillen Waldteiche geschwelgt, der Wärme ihrer Hand auf der seinen nachgespürt, das Gesichtchen herbeigerufen. Sein Mund öffnet sich, sie erwartet, daß er was sagt, aber es kommt nichts.
"Kann ich sonst noch was für Sie..?"
Der Juppi unterbricht sie, er hat ihre Worte nicht einmal wahrgenommen. Seine Stimme klingt rauh und gequetscht:
"Ich... ich kenne dich."
Das Gesicht der jungen Frau verdüstert sich.
"Also, wenn das so ist, dann tschüß", sagt sie und wendet sich der Küchentür zu.
"Bittebitte...", stammelt der Juppi, und: "Neinein...", wehrt er sich, versucht zu erklären. …
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