Lange Gänge empfangen ihn, ein Zigarettenautomat, viele Türen, Treppen nach oben, nach unten. Der Goldene Löwe ist ein großes Haus. Er zerstört den Tropfen mit der Hand, aber hochziehen wie zu Hause, nein, man wird ihn noch hören, man wird denken, wo haben sie denn den losgelassen. Küche, liest er, Privat, Privat... Wo ist dieses verdammte Örtchen?
Da öffnet sich ächzend eine der Türen. Straßenlärm dringt herein. Eine junge Frau, die vielleicht jetzt ihren Küchendienst antritt. Der Juppi stutzt, stockt, glotzt sie an wie eine Marienerscheinung.
Die Frau kapiert sofort. "Sie müssen einen Stock tiefer", sagt sie freundlich und deutet auf den dicken Pfeil nach unten.
Doch der kümmert den Juppi plötzlich nicht mehr. Seine Augen werden groß und größer. Sie trägt jetzt zwar einen Bubikopf, aber nachtschwarz ist er immer noch, er ist sich ganz sicher. Schließlich hat er seit damals immer wieder in der Erinnerung an die stillen Waldteiche geschwelgt, der Wärme ihrer Hand auf der seinen nachgespürt, das Gesichtchen herbeigerufen. Sein Mund öffnet sich, sie erwartet, daß er was sagt, aber es kommt nichts.
"Kann ich sonst noch was für Sie..?"
Der Juppi unterbricht sie, er hat ihre Worte nicht einmal wahrgenommen. Seine Stimme klingt rauh und gequetscht:
"Ich... ich kenne dich."
Das Gesicht der jungen Frau verdüstert sich.
"Also, wenn das so ist, dann tschüß", sagt sie und wendet sich der Küchentür zu.
"Bittebitte...", stammelt der Juppi, und: "Neinein...", wehrt er sich, versucht zu erklären. "Dezi-Markt... Damals..."
"Ach das. Hab ich längst abgehakt. Bin doch nicht meschugge und mach für andere Leute die Putze, wenn die zu blöd sind, ihre Sahne heil bis an die Kasse zu bringen." Öffnet die Tür und ist weg.
Der Juppi hat es jetzt gar nicht mehr eilig. Bedächtig steigt er die Treppe hinunter. Jede Stufe eine Silbe: Zu blöd, ih-re Sah-ne heil bis an die Kas-se zu. Dann ist er unten, aber er hat verstanden.
Alles blitzt hier, blinkt, man hätte aus den Waschbecken essen können. Der geflieste Boden, die Wände leuchten wie ein Sonnenaufgang, zwischen ihnen schwebt dieselbe Musik wie im Lokal. Und Schneewittchen schießt auf ihn: Blöd, blöd, blöd...
Erst verhalten, zögernd fängt er zu schniefen an, dann rotzelt er rücksichtslos und tränenblind in den Raum hinein, es ist ein Grollen von ganz unten aus der großen Zehe, beladen mit all seiner Enttäuschung, seiner Wut und der Verbissenheit, mit der er versucht, dieses Wörtchen samt seiner Urheberin aus seinem Kopf zu verbannen. …
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