Schon wieder das Ächzen. Wächst auf ihn zu, wird rasch mächtiger. Der Juppi duckt sich, wehrt sich gegen den Impuls, aufzuspringen und aus dem Lokal zu stürmen. Er schließt die Augen, traut sich erst wieder ans Licht, als das Geräusch neben ihm verstummt.
Der Kellner legt zwei in Leder gebundene Mappen vor ihn hin. „Einen Aperitif, der Herr?“
Der Juppi schweigt.
„Einen kleinen Sherry vielleicht? Oder einen Campari, einen Pernod?“
Der Juppi schweigt. Wozu einen Aperitif? Und was ist das eigentlich?
„Ein Bier, bitte. Ein großes.“
„Tut mir leid, mein Herr, um diese Zeit schenken wir nur noch Weine aus.“ Der Kellner rückt ihm die Getränkekarte zurecht, schlägt sie auf. „Wenn Sie bitte wählen wollen.“
Damit hat der Juppi nicht gerechnet. Der Kellner ist neben ihm, er sieht ihn nur aus den Augenwinkeln, aber er fühlt sich in seine Gegenwart eingerollt wie in einen stickigen, staubigen Fußabtreter.
Er starrt auf die Buchstaben und versucht zu begreifen. Riesling, Ruländer, Eiswein, leicht moussierend, erdig, blumig.
„Dann nehme ich ein Viertel Haustrunk weiß“, sagt er zaghaft.
„Sehr wohl, der Herr. Sie haben gut gewählt, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.“
Das Ächzen entfernt sich, die Teppichumarmung lockert sich. Der Juppi ärgert sich über sich. Wahrscheinlich stören den guten Mann die Dinger genauso, überlegt er, streckt die Beine aus und langt wieder in die Hosentasche, betastet die drei Hunderter, rollt sie zusammen, knickt sie, läßt die Finger mit ihnen sprechen. Manche Träume erfüllen sich eben etwas anders, als man sich das vorstellt...
Da springt ihm das verhaßte Geräusch abermals ins Genick. Er verfolgt den Weg des Kellners mit den Ohren. Auf einem silbernen Tablett serviert dieser dem Gast die Karaffe mit dem Haustrunk. Stellt ein Körbchen mit Weißbrot und ein Schälchen mit einer Butterlocke dazu. Schenkt ein, vornehm wenig, und steht und wartet.
Der Juppi sitzt, als ob er einen Besenstiel …
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