Das Knarzen entfernt sich, verstummt. Der Juppi sitzt wie auf einer heißen Herdplatte, kocht vor Wut, er möchte rasen, schreien, toben, allen Leuten ein „Nicht mit mir!“ an den Kopf schleudern. Aber er tut es nicht, er muß alles hinunterschlucken. Er sitzt, wartet und lauert dem Knarzen der gestohlenen Schuhe entgegen. Verkeilt und verliert sich so im Lauern, daß er den Kellner erst bemerkt, als der ihm den Rotwein serviert.
Er nippt vornehm am Glas, nickt und bemüht sich um Herablassung. Was geht ihn dieser Schuheklauer an? Ich bin doch hier der Kunde, sagt er sich, der Mann lebt schließlich von meinem Geld. Überhaupt, warum erlaubt er diesem Herrn, ihn derart aus der Fassung zu bringen? Und langt in die Tasche, knistert sich mit den Scheinen neuen Mut zu.
„Ich wünsche dem Herrn einen guten Appetit“, sagt der Kellner, als er ihm in einem zierlichen Tässchen die Zwiebelsuppe mit dem Sahnehäubchen obendrauf serviert. Und knarzt zur Theke zurück. Wieder hat ihn der Juppi nicht gehört. Dafür hat er etwas anderes gehört: die Geringschätzung, mit der dieser seinen Wunsch vorgebracht hat.
Die Suppe dampft, sie ist heiß. Ihm wird nicht nur warm um die Nase, ihm wird auch warm ums Herz. Er beschließt, sich über sowas nicht mehr zu ärgern oder sich den Abend vermiesen zu lassen. Soll doch denken, was er will, was kümmert\'s mich? Er schiebt mit dem Löffel das Sahnehäubchen beiseite und beginnt zu esse n.FasthätteersichdieZungeverbrannt. Und während er bläst und ißt, muß er unwillkürlich grinsen. Zwiebelsuppe a lá Madame Pompadour. Und jetzt sitzt er richtig hier und löffelt. Sogar Sahne ist da. Was für Klimmzüge das Schicksal manchmal doch macht.
Da wird ihm die Nase feucht. Er fühlt ein Rinnen in ihr, ein sich Sammeln. Ein Tröpfchen entsteht, schwillt an zum Tropfen, an dem die Schwerkraft zerrt wie an allem Lebendigen. Die Löffelbewegungen werden langsamer. Schließlich legt er ihn ganz weg, wirft ihn geradezu neben den Teller, fährt in die Hosentasche. Links, rechts. Die Scheine, Feuerzeug, ein alter Kassenzettel... Er patscht auf der Jacke herum. Nirgends ein Taschentuch. Panik überkommt ihn, preßt ihm das Blut in den Kopf. Heiß wird ihm, immer heißer. Er springt auf, sein Stuhl kippelt bedenklich. Das vieldeutige Grinsen der Kellner. Er zwingt sich zur Ruhe, als er an ihnen vorbei auf die Tür mit der Aufschrift „Zu den Toiletten“ hastet. …
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