…  Niemals fragte Joachim nach Vera und Timmi scheute sich, über sie zu erzählen. Er verstand nicht, was sie tat. Es gab doch Joachim. Es war ihm peinlich. Wenn er wusste, dass wieder mal ein Neuer auftauchte, musste er jedes Mal ganz dringend zum Sport. Manchmal wäre Timmi lieber Joachims Sohn gewesen. 

An manchen Dienstagen hält Joachim noch bei mir an. Es scheint, als ob es ihm gut geht. Unternehmungslustig und tatkräftig wirkt er auf mich. Nie möchte er einen neuen Partnervorschlag, nur einfach Guten Tag sagen. “Du, Joachim, ich habe nicht gern unerledigte Verträge liegen. Es ist schön, wenn du vorbeikommst, aber wir sollten dringend darüber sprechen.” “Lass mal” winkte er ab “ich brauche wirklich keinen neuen Partnervorschlag. Wenn es dich beruhigt, dann lass die Akte liegen.” Er war nicht bereit, mehr zu sagen. Zwingen konnte ich ihn nicht, überreden wollte ich ihn nicht. Hatte ihn das alles so getroffen?
Für den Fall, dass Vera bei mir anrufen würde und einen neuen Partnervorschlag verlangt, hatte ich mir bereits Gedanken über Daniel gemacht. 

Daniel, gleichaltrig mit Vera, war im Januar bei mir gewesen. Ein schöner, gepflegter und kultiviert Mann. Dunkelhaarig, dunkle Augen, groß und schlank. Er arbeitet in einem großen Automobilkonzern als Ingenieur in der Forschungsabteilung. Auch Testfahrten gehören zu seinen Aufgaben. Er ist erfolgreich und glaubt, seinen Traumjob gefunden zu haben. Er lebt nicht um zu arbeiten, er arbeitet um zu leben. Er lebt gut. 

Er hat früh geheiratet. Seine beiden Kinder sind erwachsen. In diesem Jahr wäre die Silberhochzeit gewesen. Ganz klein hat er mit seiner Jutta angefangen. Beide hatten nichts. Die zwei Kinder kamen, ein schönes, großes Haus auf dem Land wurde gebaut. Ohne, dass es seine Jutta mitbekam, hatte er frühzeitig einen Sparvertrag abgeschlossen. Zur Silberhochzeit wollte er ganz allein mit ihr eine Kreuzfahrt machen. Die Reise war schon gebucht. Die Stornierungskosten dieser Reise waren höher als das Honorar für meine Partnervermittlung. Kurz vor der Silberhochzeit hatte auch Jutta eine Überraschung für Daniel. Von ihm unbemerkt hatte sie einen jugendlichen Liebhaber. Die zusammen verbrachten vierundzwanzig Jahre zählten für sie nicht mehr. Über Nacht verließ sie das Haus und Daniel. Viele Nächte hatte Daniel in seine Kissen geweint, dann hat er sich furchtbar betrunken und als er wieder nüchtern war, rief er bei mir an. Betrinken wollte er sich nicht mehr, weinen wollte er auch nicht mehr und das, was er mit Jutta und danach erlebt hatte, wollte er auch nicht noch einmal durchmachen. …