… George konnte es nicht ausstehen, zu warten. Das Leben schien ihm zu kurz dafür. Er hatte keine Zeit zum Warten, er war schon alt im Vergleich zu den anderen, Mitte fünfzig. Seit er mit 15 fast an Tuberkulose gestorben wäre, hatte er das Gefühl, die ihm verbleibende Zeit nutzen zu müssen. Sein ganzes Schaffen, sein immenses Werk, das ihm sogar seine übelgesonnensten Kritiker bescheinigten, war unter Zeitdruck entstanden. Heute bemühte er sich zwar, seine Ungeduld zu zügeln, zumindest sich nicht anmerken zu lassen, aber die Aura eines Gehetzten klebte an ihm wie Teer und Federn. Aber mittlerweile machte es ihm nichts mehr aus, denn niemand erkannte den eigentlichen Grund dafür, seine Angst vor dem Tod. Diejenigen, die sich überhaupt einen Gedanken darüber machten, schrieben es seiner Homosexualität zu, als bedeute schwul zu sein, an einer Art nervösem Juckreiz zu leiden. Die Ironie daran, dass der Faktor Zeit eigentlich für niemanden so unwichtig war wie für einen Schwulen, hatte ihn schon ein ums andere Mal amüsiert.
George kniff die Augen zusammen, um zu erkennen, warum es so lange dauerte. Diese dünne Freundin von Tim stellte sich aber auch ungeschickt an. Na, sie wird andere Qualitäten haben, schreibt sie nicht sogar Kolumnen für den New Yorker? Ein bisschen hysterisch wirkt sie ja. Na, Tim wird wissen, was er tut, obwohl so eine Macherin wie die Kalifornierin wahrscheinlich besser für ihn wäre. Unweigerlich amüsierte ihn die Vorstellung, dass die agile Sam und der lethargische Tim ein Paar sein könnten. Einen Moment lang zog ein Schmunzeln über sein vertrocknetes Gesicht, doch als er sah, dass Liz sich zum Schlag anschickte, wich es augenblicklich einem gespannten Spähen.
Sam hatte bemerkt, dass der erste Schlag von Liz daneben ging. Das weckte ihre Neugier. Mal sehen wie sich das Püppchen jetzt verhält. Sie konnte sich nicht verkneifen ihr zuzurufen: "Gib ihm Saures. Zeig ihm, wer der Kerl ist!"
Liz erschrak und blickte sich zu ihr um. Genervt sagte sie: "Klar doch, was denkst Du"
Ross mischte sich ein mit den Worten: "Ihr Emanzen glaubt wohl ihr könnt auch auf dem heiligen männlichen Felde des Baseballs obsiegen. Mitnichten meine Lieben, jenen Knüppel weiß nur ein Mann zu schwingen ".
Sam kannte diese geschwollenen Reden des Dicken zur genüge. Auf die Anzüglichkeit einzugehen erschien ihr unter ihrer Würde. Sie beschloss, beredt zu schweigen, obwohl es sie ärgerte, dass er von anderen für diese …
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