… taugte Bob nicht, ihm fehlte dazu einiges, die Nase war zu klein, zu amerikanisch, die Unterarme waren zu muskulös. Wenn ich jünger wäre, würde ich mich an ihn ranmachen, dachte George. Seine homosexuellen Gelüste kamen nur noch selten, er nahm sie im Grunde nicht mehr ernst. Nur gelegentlich, etwa an solch einem sonnigen Nachmittag, an einem so verkommenen Platz wie hier in Brooklyn, streifte ihn noch dieses Gefühl der Wollust, dieser Spaß an der Verführung. Früher war er mal gut darin gewesen. Er hatte nicht diese nervige allumfassend verständige Schwulenmasche praktiziert, sondern war eher spaßig, locker vorgegangen. Aber heute..
Liz Schlag unterbrach ihn in seinen Gedanken. Selbst auf diese Distanz konnte er erkennen, dass sie eine gehörige Portion Kraft in ihn gesteckt hatte. Doch ohne Erfolg. Der Ball kam wieder relativ langsam, etwas mehr mittig als der erste Wurf. Sie hatte wohl weiter rechts mit ihm gerechnet. Im letzten Moment versuchte sie noch durch das Anwinkeln des Holzes den Ball wenigstens abtropfen zu lassen, aber es war vergebens. In einem Wutanfall schmiss sie den Schläger auf die Erde und brüllte "Shit!"
Durch diesen Ausbruch aufmerksam geworden, kamen einige Jugendliche, Schwarze, wahrscheinlich aus dieser Gegend an den Spielfeldrand und postierten sich in der Art, wie es nur Schwarze konnten, lässig - cool, ohne ein Zeichen von Aufregung aber mit gekonnt zur Schau gestellter Arroganz. Ihre Mimik zeugte von verachtender Amüsiertheit über die unsportlichen Weißen. Ihre durchtrainierten Körper, ihre Nike und Addidas-Klamotten und ihre geschmeidigen Bewegungen bildeten in der Tat einen gewaltigen Kontrast zu den Spielern, von denen die meisten in zusammen gewürfeltem Outfit und ungelenken, eckigen Körperstellungen ziemlich fehl am Platze wirkten.
Roy auf der dritten base wusste das und er fühlte die gleiche Verachtung für seine Mitspieler wie seine Brüder am Spielfeldrand. In solchen Momenten bereute er es bei diesen sonntäglichen Softball spielen mitzumachen. Doch als guter Freund von Sam konnte er schlecht nein sagen. Aber dass sich diese weißen Mittelklasse-Möchtegern-Intellektuellen auch ausgerechnet diese Gegend von Brooklyn dafür aussuchen mussten, wurmte ihn. Zugegeben im Village gab es keine so großen Plätze und der Weg zu Fuß über die Brooklynbridge hatte seinen besonderen Reiz. Aber es zeugte in seinen Augen für wenig Gespür, in diesem district seine Freizeit zu verbringen, …
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