… der Vorfall gestern. Es hätte eine wirklich nette Party sein können. Aber warum musste er sie mit diesem Satz auch derart provozieren. Liz umfasste den Griff des Schlagstocks fester und spürte den Zorn in sich erneut aufsteigen. Sie drehte sich noch einmal um, eher zufällig, doch unweigerlich fiel ihr Blick auf ihren Liebhaber, der ihr aufmunternd zuwinkte und "Zeigs ihm" rief. Sie zuckte vor Abscheu innerlich zusammen. Mach dir bloß keine Hoffnung auf eine Wiederholung mein Lieber. Du magst ja eine Koryphäe auf Deinem Gebiet sein, aber ehrlich gesagt interessiert mich die zeitgenössische amerikanische Literatur nicht, und sexy bist Du leider gar nicht, - Du bist nicht mal gut im Bett.
Sie drehte sich wieder zu Tim, der lustlos mit dem Ball in seiner Hand spielte und darauf wartete, dass sie die Position zum Schlag einnahm. Liz beugte sich nach vorn und legte den Schläger an den Oberarm, um zum Schlag auszuholen.
In diesem Moment beschloss Ross, sie nach dem Spiel doch noch anzusprechen. Ihm gefielen die Beine von Liz. Wenn sie sich so bückte wirkten sie noch länger, außerdem streckte sie dabei ihren Hintern so viel versprechend heraus. Wer weiß, mit Tim schien es nicht mehr allzu gut zu laufen. Vielleicht konnte man auf dem letzten Mal aufbauen. Zugegeben, sie waren damals beide ziemlich besoffen gewesen, aber immerhin, es hatte doch Spaß gemacht, - ihm jedenfalls. Er wischte sich das Fett eines Hamburgers aus dem Bart und richtete sich auf. Erst jetzt fiel ihm die Pikanterie der Spielsituation auf. Da stand dieser Tim, dieses Gerippe, hochintelligent, hochbegabt, aber unfähig zum Leben. Arrogant war er noch dazu, sonst hätte er sich wohl kaum die Chance entgehen lassen, seinen "Brodkey" zu rezensieren. Ross hatte ihm den Vorabdruck damals als einem der ersten gegeben, freilich ohne ihn ausdrücklich um eine Besprechung zu bitten, aber er hatte doch fest damit gerechnet, denn das gehörte seiner Ansicht nach zu den akademischen Gepflogenheiten. Ihn ärgerte diese kommentarlose Entgegennahme umso mehr, als Tim schon einige Bücher besprochen hatte, unter anderem in der New York Review of Books. Auch jetzt schoss ihm bei dem Gedanken an Tims Verhalten für einen Moment wieder vor Groll das Blut ins Gesicht. Gut, vielleicht war das Buch nicht Putlitzer-verdächtig, aber den Gefallen hätte er ihm ruhig tun können. Die Affäre mit Liz könnte ihn natürlich mit Genugtuung erfüllen, aber sie tat es nicht wirklich.
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