Nie musste Vera kämpfen, alles flog ihr im Leben zu. Sie war es gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen. Bis zu der Rückkehr aus Italien, aber da machte sie es sich leicht. „Dirk hat eine Neue, ich gehe zu einer Partnervermittlung und ruck zuck habe ich einen neuen Mann kennen gelernt, stehe wieder im Mittelpunkt und kann mich um andere sorgen.“ Wer zu einer Partnervermittlung geht, ist übrig geblieben und den Besten nehme ich für mich.
Ich hörte Vera nur zu. Meine Gefühle für Vera waren zwiespältig geworden. War sie Teufel oder Engelchen? Gedankenverloren blieb mein Blick an ihrem Reisegepäck hängen. Lagerten in dem Ungetüm von Tasche wieder zwei Äpfel und sollte ich diesmal hinein beißen? Ich hatte die ersten Anzeichen einer lang andauernden `Veraritis`.
Bislang hatte ich nicht ein Wort gesagt, es war auch nicht nötig, denn Vera redete ununterbrochen.
So sehr habe sie sich um Mäxchen gekümmert und als die Ärzte es erlaubten, hätte sie jede freie Minute an seinem Bett verbracht. Es war vorausschaubar, dass sie irgendwann Susanne begegnen musste. An einem späten Vormittag besuchte sie Mäxchen im Krankenhaus. Kinderbücher und Gedichte waren in ihrem Kopf gespeichert, denn die Ärzte hatten gesagt, dass es durchaus möglich sein könnte, dass Maximilian in seinem Schlaf alles hört und versteht. Die Türklinke noch in der Hand, sah sie das junge Mädchen an seinem Bett. Blond, frisch, nett zurechtgemacht, hielt sie Mäxchens Hand. Vera freute sich über die liebevolle Behandlung der Schwester und im gleichen Moment fiel ihr auf, dass hier der weiße Kittel fehlte.
Sie sah Mäxchens Mama, eine junge Frau, vielleicht Anfang dreißig, die ihm vorlas und sein kleines Händchen hielt. Ruhig sah Susanne sie an. „Du bist doch Vera, komm ruhig herein, ich hab dich schon lange erwartet.” So einfach ging das. Kein Halt! Stopp! Verschwinde!, sondern nur: Komm. Zum ersten Mal fühlte sich Vera in ihrem gepflegt gestylten Outfit und der Gegenüberstellung mit dieser frischen jungen Frau, die ihre Tochter sein könnte, unsicher. “Mäxchen hat von dir erzählt” sagte Susanne und zeigte dabei keine Spur von Verlegenheit. “Ich bin froh, dass Joachim dich kennen gelernt hat und Mäxchen für dich dazugehörte. Es hätte auch anders kommen können. …
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