Was gehen mich seine abscheulich schmeckenden Hydrokulturen an? Er sollte besser meine Manuskripte lesen. Weil sich jedoch ein Mindestmaß an Höflichkeit schickt, stelle ich mich vor, ich möchte unbedingt sehen, wie er reagiert:
„Tobias ...“, ich lege eine Kunstpause ein, bevor ich meinen Nachnamen nenne, „Streber!“
„Ungemach“, sagt er fröhlich und reckt mir seine Pranke entgegen. Ich greife sie, er drückt heftig zu. Autsch! Gut. Gut, ich werde ihn später würgen, diesen Dr. Ungetüm …
„Nun“, eröffnet er die Unterhaltung, „was kann ich für Sie tun?“
Auf eine solche Frage bin ich nicht vorbereitet. Hat er meinen Namen nicht verstanden? Was er für mich tun kann? Eine ganze Menge, schätze ich. Ich komme sogleich auf meine 33. Manuskripteinreichung zu sprechen, schiebe ihm das Exemplar vor die Nase und frage, was ich noch alles schreiben soll, bevor man mir die gebührende Achtung zollt.
Er blättert einige Zeit in dem exorbitanten Werk, nickt ein paar Mal stumm und murmelt schließlich:
„Ja, ja. Ich erinnere mich. Wir haben viel darüber … gesprochen. Im Kollegenkreis.“
„So, im Kollegenkreis wurde darüber diskutiert“, entgegne ich aufgebracht, „aber letztendlich paßte es doch nicht ins Konzept des Verlages, he ...?“
„Lassen Sie mich vorab eines sagen: Sie schreiben ...ungewöhnlich.“
Das hätte nicht kommen dürfen. Ungewöhnlich. Was will das schon heißen? Wir hatten einen in der Klasse, der in jedes Diktat mindestens 25 Fehler eingebaut hat. Das war ungewöhnlich!
„Ich recherchiere meine Geschichten eben genauestens“, sprudelt es aus mir heraus. „Natürlich schleicht sich selbst bei mir mal hie und da ein Rechtschreibfehler ein, davor sind wir nicht gefeit. Niemand! Aber dafür sind Lektoren ja auch da, nicht?“
Er sollte mal meine Rohentwürfe lesen, bevor ich sie korrigiert habe. Entwürfe, bei denen ich mitunter selbst nicht mehr erkennen kann, was ich an der einen oder anderen Stelle gemeint haben könnte, weil ich beim raschen Hinschreiben mehrere Buchstaben, vorzugsweise Vokale, ausgelassen habe. Dann steht da schon mal: Bsorthns oder Umfernpft anstelle von Besorgnis und Unvernunft. Ich meine, das wäre doch mal was.
„Das ist es nicht, wovon ich rede“, spricht Dr. Ungemütlich frei von der Seele weg. „Schreibfehler passieren allen. Was uns an Ihrem Stil etwas irritiert, sind ... andere Dinge. Ich möchte Ihnen vielleicht ein paar Beispiele geben, damit …
Ihre echte Einschätzung hilft dem Autor seine Texte zu verbessern.
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