… auf das Gottesgericht. Unser Protagonist wird hier scheinbar grundlos vom Schicksal gestraft, was Mitleid erregt. Damit wird der Protagonist aus Sicht des Lesers im Lesefluss bereits vor seinen Taten bestraft, was den Taten dann einiges an Schärfe nimmt. Denn aus Sicht des Lesens führen die Gemeinheiten des Protagonisten nun eher zu so etwas wie falscher ausgleichender Gerechtigkeit.
Damit haben wir aber eine Balance aus drei Kräften. Den Tugenden, dem Mitleid und den fiesen Eigenschaften. Somit bleibt der Leser hin und hergerissen, ob er die Person nun mag, liebt oder hasst.
Das Konzept, dass alles Gute auch schlechtes enthält und andersrum, also das Schlechtes und Gutes immer gleichzeitig auftritt, zieht sich durch das gesamte Buch und wird an vielen Stellen deutlich. Am Gesellschaftssystem, an der Natur, an den Personen.
Ziel des Protagonisten ist es nun, herauszufinden, woran sein Leben immer wieder scheitert. Der Protagonist wird für seine schlechten Eigenschaften bestraft, ohne jedoch zu erkennen was die eigentliche Ursache ist. Nämlich er selbst! Und dass er sich immer wieder selbst im Weg steht.
romane-lesen.de:
Worum geht es also?
Anthony Tinamis:
Es geht letztlich darum, wie die innere Einstellung die äußere Realität formt. Ziel des Buches ist es, anhand eines Beispiels praktisch zu zeigen, wie dieser Mechanismus funktioniert. Das es halt nichts mit Magie oder Wundern zu tun hat, sondern es schlicht nur die Logik der Dinge selbst ist.
Das versuche ich bildlich zu zeigen, indem der Hauptheld in Situationen gebracht wird, die seine Persönlichkeit verändern. Um diesen Wandel zu erreichen, musste aber der Protagonist vollständig gebrochen werden. Nur so konnte er seine Überheblichkeit und Arroganz besiegen.
Was dann passiert, erscheint nicht nur für den Protagonisten wie ein Wunder. Nämlich, dass die gleichen Umstände, das gleiche Leben plötzlich in einem ganz anderen Licht erscheinen. Das dort, wo vorher Ausweglosigkeit war sich plötzlich Möglichkeiten ergaben. Und zwar ohne dass sich etwas am Umfeld ändert. Damit sind wir bei der Aussage, dass jeder durch die innere Einstellung seine eigene Realität erschafft. Ziel war es, dies plastisch und nachvollziehbar darzustellen.
romane-lesen.de:
Die mentale Wandlung der Hauptheldin bedarf ja viel Zeit, der Handlungsbogen verläuft über Eineinhalb Jahre, wie passt das in so eine kurze Geschichte.
Anthony Tinamis:
Darüber habe ich mir tatsächlich …