… erhalten und ihre Erlebnisse wirken viel intensiver. Der Kehrseite ist natürlich, dass das Erzähltempo etwas sinkt. Deshalb habe ich das Gottesgericht nach vorne gezogen. Ich liebe es, wenn der Leser direkt in die Handlung geworfen wird. Wenn er bei 180 km/h die Seitenscheibe runter lässt und den Kopf in die Geschichte hält.

Man muss sich das so vorstellen: Die Figuren haben immer auch ein Leben außerhalb der abgebildeten Handlung. Was viele nicht wissen, die Welt im Kopf des Autos ist ja um ein vielfaches größer als das, was letztlich im Roman stattfindet. Der nächste logische Schritt war also, etwas mehr von den persönlichen Hintergründen zu zeigen, damit die Figuren greifbarer werden.

Im Buch erleben wir den Wandel einer Persönlichkeit. Um so mehr wir von dieser Person wissen, desto mehr werden wir auch mit ihr leiden.

Da wir die Figur nun so viel besser kennen, wurde das Ende dieser Persönlichkeit nicht mehr gerecht. Daher musste ich diesmal die Geschichte ordentlich zu Ende bringen, mit allen Konsequenzen. Daher auch mit einem Schmunzeln die Anmerkung ‚directors cut‘. So weh es mir auch tat, das alte Ende musste abgeschnitten werden. Ich hoffe aber, dass es sich gelohnt hat.

romane-lesen.de:

Was macht Serva aus?

Anthony Tinamis:

Protagonist und Antagonist sind die gleichen Person.

Nichts ist wirklich gut oder böse sondern es ist immer beides gleichzeitig. Das wird nun noch viel deutlicher.

romane-lesen.de:

Wie kann das funktionieren, Protagonist und Antagonist gleichzeitig, ist das nicht ein Widerspruch?

Anthony Tinamis:

Genau das macht den Kern und den Reiz des gesamten Romans aus und auch hier habe ich mir noch einmal zahlreiche Stunden Gedanken gemacht wie so was umzusetzen geht.

Wir brauchen einen Helden, den das Publikum gleichzeitig hasst aber auch lieben kann. Also wird unser Protagonist als Person eingeführt, die man einfach nicht mögen kann. Gleichzeitig habe ich sie aber auch mit vielen bewundernswerten Eigenschaften ausgestattet, die Anerkennung einfordern, so dass der Leser unweigerlich in einen Konflikt gerät.

romane-lesen.de:

Wie kann ich mir das vorstellen?

Anthony Tinamis:

Dazu brauchen wir z.B. gute Tugenden, die nicht mit den negativen Eigenschaften kollidieren, wie Willensstärke und Ausdauer. Somit haben wir einen Ausgleich geschaffen, der aber erst mal zweidimensional und somit noch etwas langweilig ist.

Also beginnt die Geschichte auch gleich mit der Vorschau  …

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