Danke, man lebt
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Danke, man lebt
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… „Die Annemarie“, sagte Holler etwas verlegen. Früher eher unauffällig, nicht gerade das, was man eine Schönheit nennen kann, und  heute das Gegenteil. 
Wie es ihm gehe, was er arbeite, ob er verheiratet sei, er Kinder habe. 
„Danke, man lebt“, sagte Holler, gestand, verheiratet zu sein, leider   habe seine Frau ihm keine Kinder geschenkt.  Gott sei Dank, dachte er für sich, Kinder nerven nur, man plagt sich mit ihnen herum, später schieben sie einen ins Altersheim ab. 
 Der Teufel muss Holler  geritten haben, vielleicht lag es auch bloß an diesem Parfüm. Er arbeite in einer Bank als  Filialleiter, demnächst werde er in den Aufsichtsrat befördert. Holler fand, er übertreibe ein bisschen, aber Annemarie wird es sowieso nicht merken, man trifft sich zufällig im Supermarkt, prahlt, was man alles im Leben erreicht hat, übertrumpft sich gegenseitig, spätestens nach  Erhalt des Käses trennen sich die Wege. Annemarie wird nie erfahren, dass er bloß ein kleiner Angestellter in einer fast bankrotten Firma ist, ob er in drei Monaten noch Arbeit hat, ist ungewiss. 
Annemarie war beeindruckt. Sie sei Managerin einer bekannten Bekleidungsindustrie,  reise durch die ganze Welt, erst vor einer Woche  noch in Hong Kong,  zwei Wochen vorher in Rio de Janeiro, ob er, Holler, auch bereits dort gewesen sei, einmal im Aufsichtsrat, komme er bestimmt überall in der Welt herum, vielleicht würden sich ihre Wege in irgendeinem Hotel kreuzen.  
Die Verkäuferin hinter der Theke drängelte, Holler hatte immer noch nichts bestellt, hatte nur Augen für Annemarie. 
„Vergessen Sie es, der Käse ist sowieso uralt“, brummte Holler und ging.
Annemarie zupfte ihn am Arm, nach so langer Zeit könne man sich nicht einfach so trennen, immerhin sei sie bereits damals in ihn verliebt gewesen, leider habe er sie nie beachtet.
Eine halbe Stunde später saßen sie in einem Kaffee auf dem Marktplatz, Annemarie strahlte ihn die ganze Zeit an, Holler hatte nichts dagegen, bewundert zu werden. 
Nein, Annemarie war nicht verheiratet. Vor langer Zeit einmal, mit einem Taugenichts, ein kleiner, spießiger Beamter, ein uninteressantes Leben, zu Tode gelangweilt habe sie sich. 
Holler spürte, wie er leicht errötete. Wenn Annemarie wüsste. Den ganzen Tag irgendwelche Akten sortieren und klassieren, Abends vor dem Fernseher hocken, schlafen gehen, einmal im Jahr nach Bayern in Urlaub, meistens an den Königsee, wegen dem Trompetenecho, Annemarie  …


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