"Sie haben meine Frage nicht beantwortet", sagte Vincent, wobei er sich vorkam wie der kleine Prinz von Antoine de Saint Exupéry.
"Welche Frage?"
"Ihr Ackerland. Es sieht aus, als würde es weiterhin bestellt werden. Zumindest macht es mir den Eindruck. Es wurde gepflügt, daher gehe ich davon aus, dass auch etwas ausgesät und geerntet wurde."
"Das is richtig! Bin der Einzige, der sich hier in der Gegend halten konnte!" Der Farmer sagte das nicht ohne einen gewissen Stolz, als würde er sich gegen verheerende Naturgewalten zur Wehr setzen.
"Was bauen Sie denn an?"
"Was ich kann", antwortete der Farmer mit einem verschmitzten Lächeln. "Mais, Kohl, Tomaten … was Sie wolln."
"Wie machen Sie das, wenn der Boden wirklich so tot ist, wie Sie sagen? Ich frage das, weil es für meine Gesellschaft von Nutzen sein könnte. Wenn Sie irgendein Patentrezept haben … dann raus damit!"
Der Farmer grinste, erhob sich, schlurfte zum Kühlschrank und öffnete ihn. Ein intensiver, fauliger Geruch strömte in den Raum, während der Alte etwas aus dem Kühlschrank nahm und auf den Tisch wuchtete.
"Was ist das", entfuhr es Vincent, der angewidert aufsprang und sich eine Hand vor den Mund hielt, um sich nicht übergeben zu müssen.
"Innereien", sagte der Farmer, als sei das Natürlichste von der Welt, während er den summenden Kühlschrank schloss und sich wieder auf den Stuhl setzte. "Ich schlachte die verkrüppelten Frischlinge, die eh nich lang machen würdn, un verarbeite sie weiter. Hab da so meine eigene Technik entwickelt. Ein Rezept des Hauses … sozusagen."
Er schien amüsiert zu sein über den Ekel seines Gastes. Vincent, der zur Tür zurückgewichen war, kam zögernd näher und blickte in den Metalleimer, in dem er nur vage eine in sich verschlungene Masse aus grauem Gedärm, verwesendem Fleisch und wimmelnden Maden erkennen konnte.
"Ich lass das Zeug gären, bis es reif is, dann verfütter ichs an meine Lieblinge. Dann müssen sie es nur noch verdaun, wieder ausscheidn … und das wars! Is der beste Dünger dens wo gibt!"
Der Blutgeruch war übermächtig und schien beinahe greifbar in der Luft zu schweben. Sommerwind wehte durch das offene Fenster herein und brachte für kurze Zeit Erleichterung.
Benommen hielt Vincent sich an der Tischkante fest und schwankte leicht, als er realisierte, was der Alte ihm da erzählte.
"Aber das is noch längst nich alles! Kommen Sie mit …
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